Seifenwissen:
Alles rund um Naturseifen

Echte Naturseifen in fester Form sind Natriumsalze von Fettsäuren. Jedes Seifenmolekül besteht aus einer langen hydrophilen Kohlenwasserstoffkette und lipophilen Ende.

Während der Anwendung bilden Seifen sogenannte grenzflächenaktive Molekülkomplexe (auch „Mizellen” genannt), die als Emulgator zwischen Fetten und Wasser wirken. Die Mizellenbildung beginnt aber erst, wenn eine bestimmte Temperatur (der „Kraft-Punkt”) erreicht wird. Der Kraft-Punkt ist allerdings auch von der Wasserhärte abhängig. Dank des richtigen Mischverhältnisses ausgewählter Öle können hochwertig produzierte Naturseifen auch im harten und kalten Wasser Mizellen bilden und Haare oder Haut gut reinigen.

Unsere Naturseifen bestehen traditionell nur aus pflanzlichen Ölen und werden durch einen einfachen Prozess – die Verseifung im Kaltverfahren – gewonnen.

Die Verseifung im Kaltverfahren ist ein zweistufiger Prozess:

  • Jedes Öl besteht aus Triglyceriden, die sich aus drei Fettsäure-Molekülen und einem Glycerin-Molekül zusammensetzen. In der ersten Phase werden die Fette mit einer starken basischen Mischung aus Wasser und Lauge vermischt. Dadurch spalten sich die Fettsäuren langsam vom Glycerin.
  • In der zweiten Phase binden sich die Fettsäuren mit den Natrium-Molekülen und bilden die Seife: ein Natriumsalz von Fettsäuren plus Glycerin.

Naturseife ist nicht gleich Seife – auch bei Naturseifen gibt es Unterschiede

Viele Pflanzenöle, wenige Fettsäuren: Während der Seifenherstellung werden hohe Temperaturen erreicht und viele hochwertige Stoffe der verwendeten Öle zerstört. Die Eigenschaften der Seife leiten sich dann fast ausschließlich von der Zusammensetzung der Fettsäuren ab. Viele Marken bewerben ihre Seifen als Premiumprodukte und verwenden seltene und teure Öle, wie z.B. Arganöl in der Seifenproduktion. Die Zugabe solcher kostspieligen Öle zur Formel bringt allerdings keinen Vorteil gegenüber einem hochwertigen Olivenöl.

Auch in flüssigen Pflegeprodukten wirken sich Pflanzenöle nicht wirklich vorteilhaft aus. Die Tenside verbinden sich schon in der Flasche mit den kostbaren Ölen, sodass kein Tropfen davon Haut oder Haar erreicht.

Seltene Fettsäuren: Zum Glück existieren auch seltene Fettsäuren, die nur in bestimmten Ölen zu finden sind. Sie spielen eine entscheidende Rolle für die Herstellung guter, handgemachter Naturseifen.

Das Rizinusöl besteht fast vollständig aus Ricinolsäure, das Kokosöl großteils aus Laurin-, Myristinsäure und Caprinsäure..

Der unverseifbare Anteil: Es gibt auch Stoffe, die in der Lage sind, die Verseifung zu überstehen. Dazu zählen Sterine, Carotinoide, Tocopherole oder Kohlenwasserstoffe. Diese Substanzen bleiben beim Herstellungsprozess der Seife unverändert und können die pflegende Wirkung des Endprodukts erhöhen.

Der unverseifbare Anteil beträgt in den meisten Ölen zwischen 0,2 - 1,5 %. In Sheabutter kann er sogar 11 % erreichen.

Nicht immer im Kaltverfahren: Seifen unterscheiden sich nicht im Hinblick auf die verwendeten Öle, sondern auch, was die Herstellungsmethoden angeht. Moderne, herkömmliche Seifen werden nicht in traditionellen Prozessen, sondern mit vorgefertigten Seifenflocken hergestellt. Diese bestehen oft aus Palmöl, Talg oder sogar Mineralöl. Viele neue feste Duschseifen und Shampoos sind daher keine Naturseifen, sondern Syndets: Sie enthalten synthetische Tenside – genau wie herkömmliche, flüssige Duschprodukte.

Gut zu wissen: Auch traditionelle Seifen, wie beispielsweise Kern- oder Alepposeife, werden nicht per Kaltverfahren produziert. Während ihrer Herstellung wird die Ölmischung erst erhitzt und dann Salz beigefügt, so dass sich das Glycerin aus der Seifenmasse spaltet und vom Endprodukt getrennt wird. Da Glycerin die Waschkraft der Seife etwas herabsetzt und Feuchtigkeit an die Haut abgibt, wirken Kernseifen aus Palmöl zu aggressiv auf die Haut. Im Gegensatz dazu sind Alepposeifen mild, weil sie hauptsächlich aus Olivenöl bestehen. Für die Haarwäsche sind sie jedoch nicht optimal, weil sie zu wenig Schaum erzeugen.

Wissen im Detail: Wie setzen sich flüssige Duschprodukte zusammen?

Die einzigen Zutaten herkömmlicher Shampoos und Gels, die sich auf die Sauberkeit und Pflege von Haut und Haar auswirken, sind Tenside und Conditioner. Alle anderen Stoffe werden der Mischung hinzugefügt, um Aussehen, Stabilität und Haltbarkeit des Produkts zu verbessern.

Herkömmliche anionische Tenside, wie SLS oder SLES, wirken sehr aggressiv auf die Haut. Sie sind aber nicht die einzigen bedenklichen Stoffe, die in modernen Duschprodukten zu finden sind. Genauso gehören Verdichtungsmittel, Konservierungsstoffe (Parabene) und synthetische Duftstoffe (Phthalate) zu den gängigen Inhaltsstoffen. Diese können die Gesundheit gefährden und das Auftreten von Allergien begünstigen.

Besonders Stoffe, die dem Shampoo als Conditioner zugesetzt werden, standen in jüngster Vergangenheit in der Kritik – es handelt sich dabei um Silikone, wie beispielsweise Dimethicon. Silikone lagern sich auf der äußeren Schuppenschicht der Haare ab und lassen diese oberflächlich glänzen. Das Problem dabei: Sie bilden eine wasserfeste Schicht ums Haar, durch die der körpereigene, schützende Talg nicht mehr in die Haarstruktur vordringen kann. Letztlich trocknet das Haar dadurch innerlich aus.

Auch wenn nicht alle wissenschaftlichen Studien über die Gefahr der aufgezählten Stoffe für den Menschen eindeutig sind: Ihre schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt werden schon seit Jahren dokumentiert.

Flüssige Detergenzien – besser als Naturseifen?

Synthetische Tenside und Seifenmoleküle waschen Haut und Haar gleichermaßen dank ihrer Fähigkeit, sich zugleich mit Wasser und Lipiden zu binden. Beide sind geeignet, überschüssiges Sebum, Schweiß und Schmutz effektiv zu entfernen.

Wieso wurden Seifen dann durch Syndets ersetzt? Die künstlichen Tenside bringen den Vorteil mit sich, dass sie sich nicht mit Magnesium- und Calciumionen binden und dadurch keine Kalkseife hervorbringen. Ein weiteres Argument, das für die Werbung der herkömmlichen Duschprodukte gerne verwendet wird, ist der hautneutrale pH-Wert.

Was ist die Kalkseife und ist sie schädlich?

Naturseife + hartes Wasser = Kalkseife: Kalkseife entsteht durch die Verbindung von Carboniumketten der Seifenmoleküle mit Calcium- und Magnesiumionen, die sich im Leitungswasser finden. Die Menge von Mineralien im Wasser steht nicht fest, sondern variiert je nach Region, Stadt und manchmal sogar Stadtteil. Man spricht dabei von Wasserhärte: Je härter das Wasser ist, desto mehr Mineralien enthält es. Die Werte können Sie in der Regel auf der Website Ihres städtischen Anbieters einsehen. Wenn das Wasser in Ihrem Stadtteil weich oder mittelhart ist, brauchen Sie sich keine Gedanken über Kalkseife zu machen.

In Verbindung mit hartem Wasser kann Seife aber tatsächlich Kalkseife bilden. Das hat zur Folge, dass die Waschkraft der Seife reduziert wird, sich weniger Schaum bildet und die Kalkseife nach der Wäsche auf dem Haar bleiben kann.

Für die Gesundheit ist Kalkseife ungefährlich: sie wird in der Lebensmittelindustrie (als E 470b) und in kosmetischen Produkten als Stabilisator hinzugefügt, um Schaumbildung bei Pflegeprodukten zu vermeiden. Was die Optik betrifft, kann die Kalkseife aber zu unerwünschten Ergebnissen führen: Das Haar sieht beispielsweise stumpf oder schwer aus. Aber keine Panik: Kalkseife lässt sich ohne künstliche Hilfsmittel durch eine einfache saure Rinse auslösen.

Kalkseife kann schon bei der Formel vermieden werden: Nicht alle Seifen generieren die gleiche Menge und Art von Kalkseife in Verbindung mit hartem Wasser. Die Eigenschaften jeder Naturseife ergibt sich aus der Fettsäurenzusammensetzung der verwendeten Öle. Daher reagiert jede Seife anders in Verbindung mit hartem Wasser – z. B. Laurinsäure, die sich reichlich in Kokosöl findet, generiert kaum wasserunlösliche Kalkseife. Als Regel gilt: Je kürzer die Carboniumkette und je mehr Doppelbindungen in den verwendeten Fettsäuren, desto einfacher lässt sich die entstandene Kalkseife auslösen. Richtig zusammengesetzte Haarseifen können auch in Verbindung mit hartem Wasser gute ästhetische Ergebnisse erzielen – auch bei langem Haar.

Basischer pH-Wert bei Naturseifen – schädlich für die Haut?

Der pH-Wert ist kein Vergnügungsindikator: Der pH-Wert ist der negative dekadische Logarithmus der Hydronium-Ionen-Konzentration und misst auf einer Skala von 1 bis 14 den sauren oder basischen Charakter einer flüssigen Lösung. Alle anderen Bedeutungen, die diesem Wert zugeschrieben werden, wie "basisch macht kein Spaß" oder "basisch ist zu aggressiv", haben keine wissenschaftliche Gültigkeit und sollen einfach ignoriert werden.

Hat die Haut selbst einen "pH-Wert"? Der Hydrolipidfilm auf der Hautoberfläche hat einen leicht sauren pH-Wert von 4,5 bis 5,5. Dieser sogenannte „Säureschutzmantel“ hält die Haut feucht und erfüllt eine wichtige Schutzfunktion gegen Schadstoffe und externe Mikroorganismen. Nach einer gewissen Zeit muss der Säureschutzmantel erneuert werden, weil Staub, Schmutz, Viren und andere externe Elementen sich mit den Lipiden auf der Haut vermischen. Für die Gesundheit der Haut ist es daher sehr wichtig, dass das Gleichgewicht der komplexen Hautfunktionen nicht durch die Duschprodukte beschädigt wird – sonst treten schnell Hautbeschwerden, Irritationen und Rötungen auf. Das Problem dabei ist, dass der Schutzmechanismus der Hautoberfläche noch nicht hinreichend bekannt ist. Die reine Aufrechterhaltung eines niedrigen pH-Werts sichert noch keine gesunde Haut: Viele pathogene Bakterien können sich auch in einem sauren Milieu vermehren.

Die Kraft eines Pflegeprodukts hängt nicht vom pH-Wert ab: pH-neutrale Reinigungsmittel haben einen niedrigeren pH-Wert im Vergleich zu Naturseifen. Doch wie diese waschen sie den Hydrolipidfilm der Haut ab. Für gesunde Haut spielt die pH-Neutralität indes keine entscheidende Rolle: Die Seife ist zu kurz in Kontakt mit der Haut, um Sie zu beschädigen – und nach ein paar Stunden haben die Hautdrüsen den Säureschutzmantel von selbst wieder hergestellt.

Im Gegensatz dazu sind Zusatzstoffe, die herkömmlichen Pflegeprodukten hinzugefügt werden, um beispielsweise den pH-Wert zu korrigieren, nicht ungefährlich. Sie bleiben nach der Dusche auf der Haut und mischen sich mit den Lipiden auf der Hautoberfläche – so können die natürlichen Schutzmechanismen der Haut beeinträchtigt werden.

Basische Seife - basische Tenside: Die bekanntesten Tenside sind ebenfalls basisch. Manchmal sogar basischer als die Naturseifen:

Sodium coco Sulfate: ph 10
Sodium Lauryl Sulfate: ph 7,5-8,5
Sodium laureth Sulfate: ph 9-10

Um den pH-Wert des Produkts in einen sauren Bereich zu bringen, sind Zusatzstoffe nötig, die nicht immer unbedenklich für die Gesundheit der Haut sind.

Dazu gehört die Zitronensäure: Die Hauptkomponenten herkömmlicher Pflegeprodukte werden normalerweise durch komplexe Reaktionen gewonnen. Selbst Substanzen, die natürlichen Ursprungs zu sein scheinen, sind es oft genug überhaupt nicht. So zum Beispiel Zitronensäure, die nicht aus Zitrusfrüchten gewonnen wird, sondern durch die Fermentation zuckerhaltiger Rohstoffe. In den USA und in China verwenden Hersteller dazu oft transgene Varianten eines Schimmelpilzes. In Produktionen mit geringer Qualität können diese Mykotoxine entwickeln.

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